Future Trends Beitrag der Fachgruppe Betriebssysteme
Im Vorfeld zum
Treffen der Fachgruppe im Frühjahr 2002 in Karlsruhe
wurden zukünftige Forschungsthemen im Bereich Betriebssysteme erfragt. Die eingegangenen Beiträge wurden durch einige Mitglieder der Fachgruppe am Rande des Treffens in Karlsruhe zusammengefasst und im Anschluss per email diskutiert. Das Resümee dieser Umfrage lautet wie folgt:
Die Fachgruppe Betriebssysteme sieht für die nächste Zukunft eine stetig wachsende Bedeutung von
- mobilen Systemen
wie Mobiltelefonen, Persönlichen Assistenten und Notebooks,
- Steuerungen in eingebetteten Systemen (Geräte, Fahrzeuge, Maschinen etc.) sowie
- großen und verteilten Systemen
zur Bearbeitung rechenintensiver Aufgaben, zur Kommunikation und zur Nutzung geographisch verteilter Kapazitäten.
Zur Weiterentwicklung und Verbesserung der aufgeführten Systeme kann die Betriebssystemforschung und -entwicklung besonders hinsichtlich der folgenden Punkte beitragen:
- Adaptierbarkeit
, d.h. Anpassungsfähigkeit an wechselnde Gegebenheiten und Erfordernisse der Systemumgebung und -anwender.
- Sicherheit
, d.h. Schutz gegen Angriffe und missbräuchliche Nutzung.
- Verlässlichkeit
, d.h. Sicherstellung der jederzeitigen Verfügbarkeit korrekt arbeitender Systemfunktionen.
- Effizienz
, d.h. bestmögliche Nutzung der vorhandenen Ressourcen.
Diese Systemeigenschaften liegen im unmittelbaren Blickfeld der Anwender und sind damit wichtige Ansatzstellen zur Schaffung des oben genannten Mehrwerts. Die Betriebssystemforschung liefert hier unverzichtbare Grundlagen für innovative neue Geräte und Anwendungen.
Den vollständigen Wortlaut, der auch so an den gemeinsamen Fachausschuss GI 3.1 / ITG 6.1 weitergegeben wurde, finden Sie hier.
Organic Computing Initiative
Die von der Fachgruppe eingebrachten Ideen wurden im Herbst 2002 auf einer Klausurtagung von
Vertretern mehrerer Fachgruppen des Fachausschusses ARCS und der Fachgruppe KuVS zusammen mit
den Vorschlägen der anderen Teilnehmer zu dem gemeinsamen Positionspapier
Organic Computing: Computer- und Systemarchitektur im Jahr 2010
weiterentwickelt.
Eine Roadmap für das weitere Vorgehensweise soll auf einem
Workshop in Hannover am 1. und 2. Dezember 2004
erarbeitet werden.
Was ist Organic Computing?
(aus der Einladung zu dem OCI-Workshop in Hannover, Dez. 2003)
Computersysteme werden bei gleichen Kosten leistungsfähiger
oder bei gleicher Leistung billiger und kleiner. Zudem erlaubt die drastisch
gestiegene Bandbreite der Kommunikationskanäle eine flexible Verteilung
von Rechnerkomponenten und Funktionen. Künftige Computersysteme werden
dadurch jedoch wesentlich komplexer.
Die Beherrschung der Komplexität verlangt ein neues, mehr am
Menschen als an der Technik ausgerichtetes Paradigma. Wir erwarten eine
auf den Benutzer, auch auf den Informatik-Laien, zugeschnittene Entwicklung.
Computer müssen sich an den Menschen anpassen, nicht umgekehrt. Ein Großteil
der (lokalen) Rechenleistung wird auf die Benutzerschnittstelle verwendet
werden. Die Bedienung von Computern und computerisierten Gegenständen
muss weitgehend intuitiv erfolgen. Sie wird sich an unterschiedliche Benutzergruppen
und Situationen anpassen und lernfähig sein. Dementsprechend werden sich
neuartige Interaktionsformen an der natürlichen zwischenmenschlichen Kommunikation
orientieren.
Eine sensorgestützte Kenntnis der situativen Umgebung, des Kontexts,
der zumeist tragbaren Rechner wird es diesen erlauben, Informationen und
Dienste im Hinblick auf die augenblickliche Situation des Anwenders zu
filtern. Wir nähern uns damit dem Ideal des von Mark Weiser (Xerox PARC)
geforderten „Calm Computing“, d.h. einem System zumeist unsichtbarer,
in die Umgebung eingebetteter Rechner, die unauffällig arbeiten und nur
bei Bedarf und auf Anforderung ihre Dienste anbieten.
Computersysteme, die diese Ziele erreichen sollen, müssen Eigenschaften
besitzen, die sie lebensähnlich, organisch, erscheinen lassen.
Organische
Computersysteme bestehen aus autonomen und kooperativen Teilsystemen und
arbeiten, soweit möglich, selbstorganisierend. Selbstorganisation
erlaubt adaptives und kontextabhängiges Verhalten. Zur Selbstorganisation
werden u.a. die sog. self-x Eigenschaften benötigt. Hierzu gehören: selbst-konfigurierend,
selbst-optimierend, selbst-heilend, selbst-schützend, selbst-erklärend.
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